Das Baby war endlich da und wir waren überglücklich. Glücklich darüber, dass wir nun Eltern sind, dass die Geburt so schnell und komplikationslos verlaufen ist, dass Mama und Tochter gesund sind, dass Papa bei der Geburt dabei sein durfte und dass wir endlich unsere kleine Maus in den Armen halten konnten. So empfand ich, als wir zu dritt im Kreissaal waren und die ersten Momente als Familie erlebten. Die Zeit stand still und verging gleichzeitig wie im Flug. Etwa 3h nachdem unsere Tochter zur Welt kam (für mich gefühlt nach 5 Minuten), wurden wir beide auf unser Zimmer gebracht, der Papa musste – Corona bedingt – wieder nach Hause fahren. Und dann lag ich da, alleine in meinem Zimmer, neben mir ein so kleiner Mensch und dann geschah es, die Realität brach über mich herein wie ein Orkan: „Ich bin jetzt Mama!“ Ich war überglücklich, strahlte bis über beide Ohren und Freudentränen kullerten mein Gesicht hinab, gleichzeitig überkam mich auch ein Gefühl von Panik. Ich bin jetzt Mama! Ich realisierte nach und nach, was diese Worte bedeuteten und ich hatte absoluten Respekt davor. Naja, eigentlich hatte ich riesengroßen Schiss! Da lag ich nun, alleine im dunklen Zimmer (es war früh morgens, 7 Uhr im Winter) und ein so kleines menschliches Wesen, für das ich ab jetzt verantwortlich bin, schlummerte friedlich neben mir in seinem Bettchen und hatte keine Ahnung, dass sein Leben quasi in meinen Händen lag. Wunderschön und angsteinflößend zu gleich. Nun gut, so konträr waren meine Gefühle die ersten Tage nach der Geburt: unbeschreibliches Glück und übermäßige Freude gepaart mit schweißtreibender Panik und Überforderung. Lag vermutlich an den Hormonen und an der neuen Lebenssituation, denn von einem Augenblick auf den anderen hat sich mein/unser Leben schlagartig verändert – egal wie viele Vorbereitungen wir im Vorfeld getroffen haben, um uns auf die Ankunft unserer Tochter vorzubereiten, dieses Gefühl endlich Mama/Papa zu sein, war trotzdem unbeschreiblich. Deshalb versuche ich es jetzt auch nicht weiter, sondern schreibe lieber über meine Erfahrungen im frühen Wochenbett.
Ich dachte ja, dass nach der letzten Presswehe die Schmerzen vorbei wären, doch da hab ich mich getäuscht. So wenig schmerzhafte Wehen ich in der Eröffnungs- und Austreibungsphase hatte, so viele hatte ich danach. Den gesamten Tag über nach der Geburt hatte ich – vor allem wenn ich die Maus zum Stillen anlegte – sehr starke Nachwehen. Mein Unterleib zog sich zusammen, ich verkrampfte mich, presste Lippen und Augen zusammen um den Schmerz stand zu halten, versuchte ihn wegzuatmen, gleichzeitig musste ich darauf achten, dass mein Baby gerade stillt und es richtig angelegt ist. Multitasking auf höchstem Niveau! Um ehrlich zu sein, überraschte mich dieser Schmerz total, denn ich hatte dieser postnatalen Phase im Vorfeld überhaupt keine Beachtung geschenkt. Meine Vorbereitungen hörten mit der Nachgeburt auf. Ich dachte, danach war’s das für mich und meinen Körper – ziemlich naiv, oder?
Auch der erste Toilettengang wurde zur körperlichen Herausforderung. Da ich sehr kreislaufschwach war und sowohl während als auch nach der Geburt eine Infusion bekommen habe, durfte ich auch nicht allein aufstehen. Nun gut, also rief ich die Schwestern, die mich unterstützen. Half alles nichts, am Klo wurde mir schwarz vor Augen und ich kippte um. Wieder im Bett, bekam ich noch eine Infusion und mir wurde Wasser und ein Frühstück gebracht – was enorm geholfen hat. Achja, hab ich schon erwähnt, wie schmerzhaft das erste Pipi gehen war? Tja, es hat höllisch gebrannt. Ich bekam dann den Tipp mich unter der Dusche zu entleeren und gleich mit kühlem Wasser nachzuspülen. Half tatsächlich. Übrigens, wenn doch auf der Toilette, dann kein Klopapier verwenden ;-) Irgendwann – ich glaube, es war auch am ersten Tag – hatte ich dann noch ein weiteres nettes Erlebnis am Klo. Als ich mir die Hose (naja, das Netzhöschen mit ca. 1000 Einlagen für den Wochenfluss), wieder raufziehen wollte, spürte ich, dass sich irgendwas löste und „raus“ wollte. Klatsch, klatsch! Ach du Schreck! Da lagen zwei fette Klumpen voll... naja, was war das eigentlich?! Panik! Ich rief um Hilfe und mir wurde dann erklärt, dass es sich um angestautes Blut handle, dass raus muss. Okay...eine Freundin von mir hatte mich im Vorfeld zwar gewarnt, aber live dabei zu sein war dann doch nochmal was anderes.
Auch den Wochenfluss hatte ich mir anders vorgestellt, ich hab‘ ihn eher mit der Regelblutung verglichen, doch es war viel stärker. Wie gesagt, gefühlt hatte ich die ersten Tage Windeln an, die ich nach jedem Klogang wechseln musste, weil schon wieder alles voll war. Habe ich eindeutig unterschätzt. Noch im Krankenhaus deckte ich mich mit Vorrat für Zuhause ein. Kleiner Tipp: Diese absoluten Liebestöter namens Netzhöschen sind fürs Wochenbett Gold wert!
Wenn das alles gewesen wäre... doch dabei blieb’s nicht. Ich war ja immer noch nicht groß am WC. Bei jeder Visite wurde ich gefragt, ob ich schon Stuhlgang hatte, bis zum Tag der Entlassung musste ich verneinen. Es wäre nicht so, dass ich nicht musste, ich traute mich nur einfach nicht. Ich vermochte mir nicht vorzustellen wie schmerzhaft das sein musste, wenn das kleine Geschäft schon eine Herausforderung für sich war. Außerdem war ich immer schon ein Heimscheißer. Naja, am Tag der Entlassung (Tag 3 nach der Geburt), konnte ich die Frage nach meinem Stuhlgang endlich bejahen, worauf ich mir ein Lob der Oberärztin abholte. Yes !!! (Ironie an!)
Abgesehen von den körperlichen Strapazen genoss ich die Tage im Krankenhaus sehr. Mir wurde dreimal am Tag Essen gebracht, ich bekam täglich frische Bettwäsche und Handtücher und auch mein Baby wurde gut versorgt. Ich genoss es auch, dass Corona bedingt keine Besucher außer der Kindsvater erlaubt waren. Herrlich! Nachdem die Vormittage meistens recht voll waren mit Visiten, Untersuchungen für Mama und für Baby, verliefen die Nachmittage total entspannt. Mein Freund kam jeden Nachmittag für 1 Stunde und kuschelte mit uns. Die Maus und ich schliefen die restliche Zeit und genossen diese innige Bindung zwischen Mama und Tochter. So sehr ich es auch mochte in Händen von Ärzt/innen, Hebammen und Pfleger/innen rundum umsorgt zu werden, freute ich mich auch sehr aufs nach Hause gehen. Fortsetzung folgt…