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Postnatal: Momente nach der Geburt & Stillbeginn

In der Nacht als ich Mama wurde, gab es einen Moment nach der Geburt, als die Maus auf meinen Bauch gelegt wurde, wo die Welt still stand und alles um mich herum wie in einen Nebel gehüllt war, nur eines sah ich klar: meine Tochter. Wir waren endlich zu dritt, fast 40 Wochen warteten wir auf das kleine Wunder und nun war es da. Fast wie in Trance erlebte ich die Nachgeburt, bekam nur mit wie mein Freund dankend das Durchtrennen der Nabelschnur ablehnte. Ich denke, er hatte schon genug mit dem Naturwunder Geburt, den damit verbundenen Körperflüssigkeiten, die aus mir rauskamen, und dem kleinen Menschlein auf meiner Brust zu verarbeiten. Mit beiden Köpfen zwischen meinen Beinen beratschlagten sich Oberarzt und Hebamme über den Zustand meiner Vagina, entschieden dass ich nicht genäht werden müsse, die Schürfungen würden auch so verheilen. „Ahja, gut zu wissen – dann haben sich die Abende mit liebevoller Dammmassage doch ausgezahlt“, dachte ich, froh darüber nicht mit Nadel und Faden geflickt zu werden. Irgendwann schnitt die Hebamme den CTG Strumpf, mit dem die kleine Maus an meinem Körper gewickelt war durch und meinte, ich könne sie jetzt anlegen. Bitte wie? Was soll ich machen? Ich kam mir vor wie der erste Mensch und wusste absolut nicht wovon die Frau eigentlich sprach. Auf mein Nachfragen hin, antwortete sie nur „Na, du kannst sie jetzt stillen.“ Achja. Okay. Erm... und wie soll ich das machen? Ich war absolut überfordert und hatte – trotz der vielen Bücher und Artikeln, die ich in der Schwangerschaft wälzte, absolut keinen Schimmer, wie ich das denn jetzt mit einem echten Menschen, der noch dazu so winzig klein ist, machen soll. Naja, irgendwie hab ich’s dann doch geschafft und schwups, die Maus saugte! Das erste Anlegen war gelungen! Ich war so stolz und erleichtert! Das war doch ein gutes Zeichen, oder? Bereits die erste Nacht holte mich dann auf den Boden der Tatsachen zurück. Die Maus nuckelte durchgehend an meinem Busen und beide Brustwarzen waren bereits deutlich vom Dauersaugen gekennzeichnet, schlussendlich – als ich gar nicht mehr konnte – rief ich die Hebammen um Hilfe. Die diensthabende Hebamme reagierte leider sehr schroff auf meinen Hilferuf und erklärte mir, ich mache alles falsch. Ich solle mich doch „gscheid“ hinsetzen und das Kind „richtig“ anlegen. Dann meinte sie noch, dass mein Baby offenbar ein sehr stark ausgeprägtes Saugbedürfnis hätte und ich mich entscheide soll, ob ich ihr – statt meines Busens, der ja schon recht mitgenommen war – meinen kleinen Finger, einen Schnuller oder ein Fläschchen geben will. Total übermüdet von den Strapazen der vergangenen Geburtsnacht und überfordert mit der Stillsituation, konnte ich die Entscheidung einfach nicht treffen. Erneutes schnauben bei der Hebamme – ich ebenfalls genervt und am Rande meiner Grenzen, murmelte dann „Okay, dann gebe ich ihr meinen kleinen Finger.“ Denn ich hatte im Hinterkopf, dass bei Zufüttern mit Fläschchen oder zu frühem Schnuller eine Saugverwirrung entstehen könnte und das wollte ich in jedem Fall vermeiden. Naja, so hing ich die restliche Nacht in einer unbequemen Position mit meinem kleinen Finger im Mund meiner Tochter um sie zu beruhigen. Nach dieser Nacht war ich ziemlich verzweifelt was das Thema Stillen betrifft und dachte schon, ich sei zu unfähig dafür. Am nächsten Morgen war dann eine andere Hebamme im Dienst und die rettete mich! Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen (mein Selbstbewusstsein war ein wenig angeknackst aufgrund des Schlafmangels und der schroffen Art der Nachthebamme) und wandte mich mit all meinen Fragen an sie. Daraufhin erhielt ich eine umfassende Stillberatung mit tollen Tipps wie und in welcher Position ich meine Tochter anlegen kann, wie das mit dem An- und Abdocken funktioniert, und für mich ein Gamechanger war das Brustaufwärmen durch eine leichte Brustmassage um den Milchfluss anzuregen. Von da an war ich viel entspannter, auch weil die Hebamme mir so viel Mut zusprach und mich quasi anfeuerte, und siehe da – das Stillen klappte. Ich hatte sogar bereits am 3. Tag den Milcheinschuss (und hab’s gar nicht mitbekommen). Klar war nicht alles perfekt, denn jedes Andocken tat höllisch weh und ich musste beim ersten Kontakt scharf einatmen um den Schmerz auszuhalten, aber solange das alles war, war ich glücklich. Und gegen die wunden Brustwarzen konnte ich ja was tun. Nach jeder Stillmahlzeit massierte ich die Nippel mit Muttermilch, das beste Heilmittel. Zusätzlich halfen mir Hydrogelpads, die eine kühlende Wirkung hatten und ich lies die Brustwarzen noch im Krankenhaus lasern, was ebenfalls die Wundheilung anregte. Nach ein paar Tagen klangen die Wunden ab und das Andocken war nicht mehr ganz so schmerzhaft. Von da an, reichte es mit Muttermilch und Brustwarzensalbe zu schmieren. Das war’s. Stillen gut, alles gut.




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