Es ist schon ganz schön aufregend zum ersten Mal Mama zu werden und stellt alles auf den Kopf. Wird man dann auch noch mitten in einer Pandemie schwanger, sind Extra-Herausforderungen vorprogrammiert und alles ist irgendwie nochmal ganz anders. Meine Tochter ist ein klassisches Corona-Baby. Wobei, kann man das überhaupt klassisch nennen, denn die Pandemie ist ja irgendwie für alle neu (außer man ist 100 Jahre alt und hat bereits die Pandemie während der Spanischen Grippe erlebt). Naja, ich schweife ab...
Ich sage bewusst nicht Lockdown-Baby, denn die Maus wurde nach dem ersten Lockdown gezeugt. Wenn, dann würde ich sie eher als Homeoffice-Baby bezeichnen. Wir dachten ja damals alle, dass der Lockdown etwas Einzigartiges, nie wiederkehrendes sei und sich unser Leben spätestens im Sommer (2020) wieder normalisieren würde. Deshalb hatte ich anfangs auch keinerlei Bedenken in der Corona-Krise schwanger zu werden. Der erste Termin bei der Gynäkologin fand zwar mit Maske, dafür aber mit Partner statt. Es war ein absolut einmaliges Erlebnis und ich bin sehr dankbar, dass mein Freund dabei sein durfte, als wir zum ersten Mal den Herzschlag unseres Babys hörten. Vielen Vätern war dies während der Pandemie verwehrt worden. Wir hatten jedoch Glück, dass es zu dieser Zeit (Juli 2020) eher locker zuging und es so gut wie keine Einschränkungen gab. Ich dachte bis dahin ja auch: „Bis ich das Baby bekomme (EGT: 01.02.2021) ist die Pandemie ohnehin schon wieder vorbei und alles wird normal sein...“ Wir wissen, es kam anders. Mit zunehmend kühlerem Wetter, stieg die Zahl der Infizierten und damit wurden die Maßnahmen wieder schärfer. Nun war es auch bei den Arztbesuchen nicht mehr erlaubt eine Begleitperson mitzunehmen, also absolvierte ich von da an alle Termine alleine. Ich versuchte so viele Ultraschallbilder unseres ungeborenen Babys zu ergattern wie nur möglich und mir alles gut einzuprägen, damit ich es exakt wiedergeben konnte. Doch es war nicht dasselbe. Mein Freund freute sich über jedes Bild und jede Erzählung, aber die Freude war nie so groß wie beim aller ersten Mal, als er live dabei war.
Väter erleben ja ohnehin die Schwangerschaft aus einem ganz anderen Blickwinkel (zumindest war das bei uns so). Während ich meinen Bauch täglich badete, ölte, massierte und mit ihm sprach, war das für meinen Freund eher abstrakt. Er konnte damit nicht wirklich etwas anfangen, auch als unsere Maus zu treten begann, konnte er das anfangs nur schwer erfühlen. Je schwangerer ich wurde, desto mehr Sorgen hatte ich, dass er – aufgrund der nicht Anwesenheit bei den Arztterminen – keine Bindung zu ihr aufbauen würde und fühlte mich irgendwie alleine. Er erklärte mir, dass es für ihn total surreal sei mit einem meiner Körperteile zu sprechen und gleichzeitig bestärkte er mich, indem er mir versicherte, dass seine Zeit kommen werde, sobald seine Prinzessin das Licht der Welt erblicke. Kleiner Spoiler: So war’s dann auch, er vergöttert die Maus. Aber ich hatte natürlich trotzdem Zweifel und die verrücktspielenden Hormone machten die Sache nicht leichter. Nun gut, ich weiß nicht, wie es ist, außerhalb einer Pandemie, also quasi unter „normalen“ Umständen schwanger zu sein und ob mein Freund mehr damit anfangen hätte können, wenn er bei jedem Termin dabei gewesen wäre. Ich denke ja, denn alleine seine Reaktion beim ersten Ultraschallbild und dem ersten Herzschlag war atemberaubend. Ihm kullerten die Tränen die Wangen hinunter, denn er war unglaublich glücklich und so stolz. Das konnten Bilder oder Erzählungen bestimmt nicht hervorrufen, davon bin ich überzeugt.
Fortsetzung folgt...